Ausstieg aus dem Crash

Geldwaschmaschine


Unser Wirtschaftssystem prämiiert die Ausbeutung natürlicher Res­sourcen, indem es (via Geld) den Mechanismus dafür bietet, den Ge­genwert natürlicher Ressourcen im imaginären Bereich (durch den Handel mit oder die Produktion von imaginären Gütern) zu vermeh­ren und den Gegenwert der Wertschöpfung im imaginären Bereich wie­der als Forderung an den Ressourcenfonds im realen Bereich zu prä­sentieren. Dadurch entsteht ein Tornadoeffekt, der als Triebwerk im Herzen der Wachstumsspirale sitzt.



Das Kuchenstück aus dem Globus repräsentiert den Anteil der natürlichen Ressourcen und Lebenserhaltungssysteme, die auf nachhaltiger Grundlage genutzt werden können. Das Kuchenstück, das ihm symmetrisch gegenübersteht, stellt den Markt einer vorindustriellen Wirtschaft dar, auf dem diese Güter gehandelt werden. Die (beliebig vergrößerbare) Wolke, die sich darum herumlegt, symbolisiert den Markt der imaginären Güter und der Ansprüche, die auf dem Markt einer kapitalistischen Industriegesellschaft in Form von Kaufkraft generiert werden.

Durch die Kreditschöpfung der Banken, in Verbindung mit der unbändigen Produktivkraft des Industriesystems, ist die kapitalistische Marktwirtschaft mit einem Mechanismus ausgestattet, der unbegrenzte Wertschöpfung im imaginären Bereich - d.h. jenseits der Grundbe­dürfnisse - erlaubt. Wohlgemerkt: nicht nur die Schaffung von Werten, sondern Wertschöpfung im Sinn der Schaffung von monetärer Kaufkraft. Wer ein neues, bisher unbefriedigtes Bedürf­nis entdeckt und die Güter oder Dienstleistungen produziert oder erbringt, die dieses Bedürfnis befriedigen können, hat, wenn er dafür eine Nachfrage mobilisieren kann, einen Wert geschaffen, ganz gleich, ob er dabei natürliche Ressourcen eingesetzt hat oder nicht. Nun erhöht sich aber durch diese Wertschöpfung die nach­fragewirksame Kaufkraft - ohne dabei zwischen imaginären und realen Gütern zu unter­scheiden (imaginär nicht etwa, weil sie nicht real wären - es han­delt sich schließlich um Dinge wie seidene Bettwäsche, das fünfte Paar Schuhe oder eine Urlaubsreise in die Karibik - sondern weil sie ihren Wert aus der Fantasie, aus ihrer Symbolik, aus ih­rer Position beziehen).

Was ist also der Rohstoff der Wertschöpfung? Die Antwort scheint auf der Hand zu liegen: die Rohmaterialien wie Erz und Holz, die Vorprodukte wie Stahl und Bretter und dann die Energie in Form von Kohle, Erdöl, Elektrizität, um diese Materialien in marktfähige Güter umzuformen, und außerdem Arbeit und Kapital, also die klassischen Produktionsfaktoren. Die Antwort stimmt, wie wir gesehen haben, nur in einem sehr oberflächlichen Sinn. Wenn man aus der Wertschöpfung einer modernen Industriegesellschaft alles abziehen würde, was nicht diesen Bedingungen entspricht, würde sie auf weniger als ein Zehntel schrumpfen. Der überwiegende Teil der Wertschöpfung liegt in der imaginären Sphäre. Die Milliarde Dollar, die Ted Turner den Vereinten Nationen geschenkt hat, besteht aus reiner Fantasie. Sie repräsentiert die Gewinne, die die Börsenanleger von dem Medienkonzern Warner-NBC in den nächsten zehn Jahren erwarten. Und der Stoff, aus der sich diese Fantasie nährt, ist selbst wieder Fantasie: die Träume der Fernsehzuschauer, der Wunsch nach Bildern, die die Fantasie erregen oder ersetzen, das Bedürfnis, unterhalten zu werden, sich nicht ganz allein zu fühlen, in seinen eigenen vier Wänden einen Draht zur Welt zu haben. Der eigentliche Stoff, aus dem die Wertschöpfung ist, sind die Bedürfnisse, und in einer entwickelten Industriegesellschaft zu neun Zehnteln die nicht-notwendigen, imaginären Bedürfnisse.




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